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ÜBER ANDRÉ WAGNER FOTOGRAFIE

„Meine Kunst ist ein Anker für mich und ich würde mich freuen, wenn ich auch Sie mit meiner Fotokunst inspirieren könnte.“ 

André Wagner

Geboren in Burgstädt am 12. Juli 1980
Lebt und arbeitet in Berlin und Potsdam

 

2020 Mitglied der Deutsche Gesellschaft für Photographie
2017 Mitglied des Neuen Atelierhaus Panzerhalle
2002 Selbstständig als Fotograf und Fotokünstler
1999-2001 Ausbildung zum Fotografen
1994-2000 Aktiv als Graffiti-Sprayer

 

Herr Wagner, vielen Dank, dass Sie uns empfangen. Dürfen wir persönlich werden?

AW: (lacht) Ja, natürlich. Schießen Sie los!

Na dann fangen wir doch von vorne an: Hatten Sie eine – wie man es so schön nennt – glückliche Kindheit?

AW: Ja nun… In meiner Familie drehte sich leider immer alles um Vaters Geschäft. Das ließ bedauerlicherweise wenig Raum für mich. Nur soviel: Um in den Urlaub zu fahren, war beispielsweise nie Zeit. Allerdings hatte meine Mutter sehr zeitig meine kreative Ader erkannt und mich stets gefördert. Sogar meine erste Kamera war ein Geschenk von ihr.

Was haben Sie denn dann in Ihrer Freizeit oder nachmittags nach dem Unterricht gemacht?

AW: Ich war sehr viel mit Freunden unterwegs. Im nahen Wald fand ich damals mein bisschen Freiheit und meinen eigenen Raum. 

Ihre Werke vermitteln den Eindruck: Sind Sie religiös?

AW: Ein ungeschickter Dorfpfarrer trieb mir den versuchten Zugang zur Spiritualität aus. Aber ein harter Schicksalsschlag lenkte mich schon frühzeitig auf die Gedanken um den Sinn des Seins und Vergehens, Zeit und Ewigkeit.

Darf ich fragen, was für ein Schicksalsschlag das war?

AW: Es gab einen schrecklichen Verkehrsunfall, der mir drei meiner besten Freunde auf einen Schlag entriss. Das war ganz furchtbar!

Außer dem Schmerz, was bedeutete das für Sie?

AW: Das ließ mich völlig den Boden unter den Füßen verlieren. Am Vortag hatten wir noch gemeinsam Fußball gespielt. Und auf einmal war alles, was mir von meinen Freunden blieb, weg. Nur ein paar Fotografien sind geblieben und dank dieser auch die Erinnerungen. Die Angst, jemanden zu verlieren, und dass mir dann nichts mehr von ihm bliebe, bewegte mich in der Folgezeit dazu, meine Freunde zu fotografieren. Ich wollte sie alle für die Ewigkeit festhalten.

Ich habe gelesen, dass Sie Graffitisprayer waren.

AW: Ja, das stimmt, aber legal! (lacht) Das Graffiti sprayen gab mir einen neuen Rahmen und Raum für meine Energien. Seit dem Verlust meiner Freunde beschäftigte sich mein Unterbewusstsein mit den Fragen der Vergänglichkeit, Ewigkeit, Zeit und unserem Platz in diesem Gefüge. 

Legale Graffiti, sowas gibt’s?

AW: Ja, schon. Und sogar bezahlt. Ganz schlecht waren sie wohl auch nicht, denn sowohl in meiner Schule als auch bei anderen Projekten erlebte ich erste künstlerische Anerkennung. Dabei konnte ich auch eine ganz eigene Vorstellung von Farben, Formen entwickeln und umsetzen, die mich teilweise bis heute noch in meiner Fotografie begleiten. 

Und wie kamen Sie zum Fotografieren?

AW: Mein Kindheitstrauma, die Angst alles zu verlieren, brachte mich letztlich zum Fotografieren. Ich wollte alles festhalten. Meine Eltern bestanden auf eine handwerkliche Ausbildung, durch die ich mich auch monatelang gequält schleppte. Ich fühlte mich wie ein Fisch in der Wüste. 

Und?

AW: Nach einem halben Jahr wie im falschen Film hatte ich Glück, denn ein Fotograf und Ölmaler mochte meine Graffiti-Bilder. Ich konnte nach sechs Monaten Praktikum bei ihm die heiß ersehnte Fotografenausbildung beginnen, auch wenn mir zu dieser Zeit die Studiofotografie in ihrer Gestaltung und Herangehensweise extrem langweilig vorkam. Ich konnte für mich in einer solchen Arbeit keinen kreativen Ansatz erkennen

Aber das hat sich doch sicher geändert?

AW: Naja, ich habe halt in meiner Freizeit mit ungewöhnlichen Motiven und Situationen experimentiert. Beispielsweise bewarb ich mich in meinem zweiten Lehrjahr (2000) mit einer Aufnahme eines Sprayer-Freundes, den ich nachts bei –20 Grad nackt vorm Karl-Marx-Kopf aufgenommen hatte, beim Deutschen Jugendfotopreis. Ich gewann den zweiten Preis (verbunden mit Ausstellungen auf der Photokina und im Martin Gropius Bau). 

Toll! Wie entstehen Ihre Bilder?

AW: Sie werden mich nicht mit der Kamera um den Hals irgendetwas hinterher jagen sehen. Es ist genau umgekehrt. Ich muss von einem „Etwas“ emotional berührt werden, ich muss es fühlen. Mit Hilfe der Fotografie kann ich meine Emotionen, die eine Situation in mir ausgelöst hat, ausdrücken und kann sie die Zeit überdauernd festhalten. Daher faszinieren mich besonders Orte und Situationen, die etwas Reines oder Kraftvolles auf mich ausstrahlen. Dank meiner fundierten Ausbildung ist es mir dann möglich, dieses Gefühl - teils mit sehr aufwändiger Vorbereitung - in eine Bildidee zu transformieren und letztlich technisch perfekt umzusetzen. Jedes Werk erzählt eine einzigartige Geschichte, eingefangen in einem Augenblick der Unendlichkeit. 

Whow! Wo finden Sie solche Emotionen?

AW: Diese Emotionen spüre ich besonders häufig, wenn ich meine Komfortzone verlasse. Daher liebe ich das Reisen, vor allem Orte, die sich unbekannt anfühlen und an denen ich mir Abenteuer und Einsichten erhoffe. Insbesondere faszinieren mich die asiatische Kultur und Tradition. 

Viele Ihrer Fotografien sind eindrucksvolle und mystische Naturaufnahmen. Warum?

AW: Immer wieder werde ich von der Natur überrascht, die uns mit unerschöpflicher Inspiration beschenkt. Ich hatte schon erwähnt, dass die Mystik der Zeit ein wichtiger Aspekt für mich und infolgedessen auch für meine Arbeit ist. Ist Ihnen schon einmal bewusst geworden, dass wir Zeit nur durch das Erinnern wahrnehmen können? Ohne die Erinnerung an die vergangene Sekunde, den letzten Sommer oder Ereignisse in der Vergangenheit können wir auch kein Zeitgefühl haben. Viele meiner Werke, wie auch meine Serien, wie z. B. „Romance of Elements“ oder „Time Flies“ setzen sich mit der Bewegung der Zeit auseinander und stellen Fragen über unsere schnelllebige Gesellschaft:

Wer bin ich? Bin ich der Körper, bin ich mein Geist, bin ich die Seele?
Was bleibt von mir übrig, wenn sich der Körper in der Zeit auflöst?
Was, wenn Menschen sich in ihrem Leben über das Haben identifizieren, nicht über das Sein?

Diese Fragen lassen mich nicht mehr los und so finden sich diese spirituellen Aspekte der Ewigkeit, des Seins und der Zeit in meinen Werken. Zeit, Spiritualität und Natur gehören für mich zusammen als wären sie Geschwister. Seit meinen Kindertagen im Wald ist die Natur für mich nichts außerhalb von mir selbst existierendes, sondern ich fühle mich als ein Teil eines großen Ganzen. In meiner fotografischen Arbeit werde ich diese Aspekte auch immer wieder aufgreifen und hinterfragen. Ganz speziell fasziniert mich seit eh und je besonders die Zeit. Welche Bedeutung hat sie generell und speziell für uns als Individuum? Kann man sie verstehen? Wie gern würde ich das Wesen der Zeit entschlüsseln. 

Ihre Bilder sind auch fotografisch mitunter ganz anders als das, was wir alltäglich sehen. Bei einigen frage ich mich, wie sie wohl entstanden sein mögen.

AW: Ja, teils habe ich dafür tatsächlich ganz eigene neue Techniken und Herangehensweisen sowie gedankliche Perspektiven entwickelt. Stets, um meine Gedanken und Gefühle in meiner künstlerischen Fotografie sichtbar zu machen. Wissen Sie, eine gelungene Fotografie muss Emotionen auslösen, sie soll für den Betrachter ein Anker sein, so wie sie mir in meiner Zeit der Orientierungslosigkeit ebenfalls einer war.